Montag, 25. März – Ein Zoo und eine Tierklinik

ICH WAR IM ZOO! Unglaublich. Ich hege eine gesunde Abneigung gegen diese Art von Tiergefängnissen. Aber dennoch! Vor einiger Zeit sah ich in Jimmy Fallons Tonight Show einen gewissen Robert Irwin, einen 14-jährigen, schlaksigen Bengel, der mit einem unglaublichen Selbstvertrauen und einer Ernsthaftigkeit von seiner Vision erzählte, was mich schlicht beeindruckt hat. Er will das Erbe seines Vaters weiterführen, des berühmten und – wie einige meinen – leicht durchgeknallten Krokodil-Jägers, Arten- und Naturschützers Steve Irwin. Eine nationale Berühmtheit. So etwas wie Grzimek auf australisch. Dessen Traum war es, Krokodile unter Schutz zu stellen und den weltbesten Zoo zu errichten. Naturschutz durch spannende Bildung, war sein Credo.

Gestern kam ich zufällig an einem Hinweisschild vorbei: Australia Zoo, und mir fiel die Geschichte wieder ein. Also gehe ich mal in den Zoo, denke ich mir. Okay, ich mag eingesperrte Tiere immer noch nicht. Schon gar nicht so große wie Tiger. Ich finde auch Shows mit Krokodilen nach wie vor schrecklich, auch wenn sie verbunden sind mit Aufklärung und Wissen.

Aber so ein Koala ist einfach zum Knuddeln süß! Und der tasmanische Teufel, auch wenn er geschlafen hat, oder das stachelige, seltsame Echidna, und das Wombat – alles echt australische Tiere, die ich vermutlich in freier Natur nur schwer zu Gesicht bekomme.

Noch mehr beeindruckt hat mich das Wildlife Hospital, das gleich neben dem Zoo liegt. Sarah führt mich und noch drei andere durch die Räume und zeigt uns alles. Hier wird jedes verletzte oder kranke Wildtier behandelt, aufgepäppelt und wieder in die Freiheit entlassen. Da ist der angefahrene Koala mit Gehirnerschütterung, oder das 12 Wochen alte Possum, das ein Waise ist und von einer Freiwilligen in einem gehäkelten Beutel herumgetragen und alle paar Stunden gefüttert wird, da ist ein Vogel mit Flügelbruch und noch ein Koala mit Zystitis. Auch die Klinik war ein Traum vom guten alten Steve Irwin, den er verwirklicht hat. Ich bin schwer beeindruckt von dem Engagement und der Leidenschaft, mit der die Menschen hier arbeiten und sich rund um die Uhr um die Tiere kümmern.

 

 

Freitag, 5. April – Arbeits-Urlaub an der Sunshine Coast

Jetzt bin ich schon fast zehn Tage an der wunderschönen Sunshine Coast, die ihrem Namen bis jetzt so gar keine Ehre machen will. Es regnet recht häufig. Immer wieder Schauer zwischen sonnigen Abschnitten. Die Menschen hier freuen sich, denn der Sommer muß pupstrocken gewesen sein.

Ich wohne auf einem hübschen kleinen Campingplatz, der mal Teil einer Gärtnerei war, 30 Kilometer im Hinterland. Hier ist es ruhig, oft bin ich die einzige hier. Es gibt einen schönen Aufenthaltsraum, wo ich mein Büro aufgeschlagen habe und in Ruhe das Spirit live & Schirner Magazin fertig machen kann. Arbeitsurlaub sozusagen.

Ach ja, Schlangen gibt es hier auch. Heute morgen hat Jamie im Garten eine abgeworfene Haut gefunden von einer ziemlich großen Schlange, die beiden kleineren Häute lagen vor ein paar Tagen im Garten.

Morgens gehe ich an den Strand, auf den Markt oder unternehme eine kleine Wanderung, je nach Laune und Wetter, dann in die Bibliothek, wo es gutes W-Lan gibt und ich die Mails checken kann, vielleicht noch ein Kaffee oder Eis irgendwo, dann fahre ich zurück ins „Büro“. Ich fühle mich schon wie eine Berufspendlerin.

 

Samstag, Sonntag, 6. und 7. April – Ich mache Urlaub vom Reisen auf Fraser Island

Fraser Island ist die größte Sandinsel der Welt. Die vier größten Sandinseln der Welt liegen alle vor Australiens Ostküste. Und das kommt so: Seit Äonen nagt hier die Erosion durch Stürme und tropische Zyklone besonders eifrig an den Bergen und spült das abgetragene Gestein mit den Flüssen ins Meer, inzwischen zu feinem Sand zermahlen. Die Meeresströmung vor der Ostküste geht nach Norden und nimmt der Sand mit, zermalmt ihn immer feiner und lagert ihn am erstbesten Felsvorsprung ab. Es hat schlappe 700.000 Jahre gedauert, bis Fraser Island das wurde, was es heute ist.

Und irgendwann haben ein paar Vögel unverdaute Samen in den Sand fallen lassen, die dann keimten, wieder eingingen, verotteten und so die Grundlage für den heutigen Regenwald mit riesigen Bäumen bildeten. Der einzige Regenwald der Welt, der auf losem Sand wächst.

Jedenfalls ist die Insel nur mit einem 4WD zu befahren und so habe ich eine Zwei-Tages-Tour gebucht. 75 Meilen Strand sind offizielle Straße, und die unterliegt den offiziellen australischen Verkehrsregeln. Theoretisch.

Wo der letzte Zyklon den Sand weggepustet hat, schaut sehr holperiges Gestein heraus. Eigentlich ist das kein richtiges Gestein, erklärt uns Dan, der Guide, sondern mit organischem Material verbackener Sand. Hier geht es nur im Schneckentempo voran und es gibt Stau.

Die Dingos sind hier auf der Insel 100-prozentig reinrassig.

Ich hatte die Wahl zwischen Zeltcamp mit abendlichem Lagerfeuer oder teurem Resort mit Bar und Pool. Die Wahl ist klar. Lagerfeuer unterm Sternenhimmel ist unbezahlbar.

Auf der Insel gibt es große Seen mit reinstem klarsten Süsswasser, das kaum Nährstoffe enthält und infolge dessen kaum Fische darin leben. Nur eine kleine Schildkrötenart hält das aus. Der Sand enthält soviel Silicea, dass er im Sonnenlicht blendet, ohne Sonnenbrille nicht zum Aushalten.

Hier, in diesem Loch, wohnt oder wohnte eine funnelweb-spider. Sie ist klein und rabenschwarz und wenn sie dich beißt, hast du noch Zeit, um wahlweise deine Kinder oder deine Mutter anzurufen, um dich zu verabschieden. Aber fasse dich kurz, denn du hast maximal zehn Minuten.

Rafting mit Schwimmnudel – müßte glatt erfunden werden. Wir haben an einem kleinen Flußlauf gehalten, durch das man teilweise waten oder floaten konnte. Mit Schwimmring kein Problem, aber Rafting mit Nudel ist ein Riesenspaß!

Montag, 9. April – Australien färbt ab

Ich stelle fest, dass ich so langsam veraustralisiere: Spiegelei zum Frühstück, den ganzen Tag in Flip-Flops, und jetzt auch noch ein Hut! Wobei es ziemlich angenehm ist, bei annähernd 30 Grad unter einer Hutkrempe herumzulaufen.

Wenn jetzt noch mein Englisch anfängt so zu klingen, als hätte ich eine weich gekochte Kartoffel im Mund, kann ich hier bleiben ohne aufzufallen!